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Thomas Röhler Olympiasieger

Speerwurf Biomechanik und Speerwurf Technik

Thomas Röhler bei biomechanischen Tests im Speerwurf

Wer sich ein klein wenig mit der Zielbewegung und dem Erscheinungsbild im Speerwurf auseinandersetzt erkennt schnell, dass Biomechanik und Speerwurf Technik eng verflochten sind. Auch in meinem Entwicklungsprozess haben mir die Forschung und Erkenntnisse aus der Speerwurf Biomechanik geholfen weiter zu werfen. Jedoch stand und steht davor ein langer Prozess des Verstehens und Anwenden.

Weitere Würfe durch moderne Technik?

Seit meiner ersten Berufung in den Bundeskader in 2010 spielen für mich biomechanische Tests eine nicht zu vernachlässigende Komponente in der Entwicklung meiner Wurfleistungen. Bei regelmäßigen Tests werden Daten gesammelt und Würfe detailliert anhand von Videomaterial auf technische Aspekte untersucht. Gemeinsam mit dem Speerwurf Nationalteam, dem DLV und dem Team des IAT Leipzig unter langjähriger Leitung von Dr. Lehmann, haben mein Trainer Harro Schwuchow und ich maßgeblich in der Entwicklung und Forschung des internationalen Speerwurfs mitgewirkt.

Speerwurf Biomechanik als Hilfe in der Trainingssteuerung

Bei einer umfangreichen video- und sensorbasierten Analyse der Speerwurf Technik können weit über 30 Parameter in unterschiedlichen Phasen der Wurfbewegung betrachtet werden.
Ich muss festhalten, als junger Athlet war ich von dieser Flut an Informationen überfordert und wusste diese nur schwer sinnvoll einzuordnen. Jedoch hat mir diese Herausforderung der Komplexität geholfen, um gemeinsam mit Trainer und Team im Verlauf meiner technischen Entwicklung einen sehr zielführenden Umgang mit Werten und Daten zu entwickeln.

Video eines Speerwurfes im Testzentrum des IAT

Für mich wichtige Parameter

Wer sich bereits einmal mit der einfachen Berechnung der Wurfparabel auseinandergesetzt hat wird feststellen, dass Abwurfwinkel und Abwurfgeschwindigkeit in jedem Fall zwei wichtige Größen im Bezug auf Wurfweite sind. Dem ist auch definitiv so, sodass die Steigerung der Abwurfgeschwindigkeit auch eines der Haupt,- wenn nicht sogar das Haupttrainingsziel selbst ist.

Relevante Winkel der Speerwurf Technik

Thomas Röhler - Speerwurf Technik Biomechanik Tests

Der im Volksmund zusammenfassende Begriff Abwurfwinkel selbst teilt sich im Speerwerfen weiterhin in
Anstellwinkel und Abflugwinkel auf. Beide Werte sollten sehr eng zusammen liegen und im Optimum identisch sein um den Speer in einer Ebene optimal zu beschleunigen. Ein geschultes Athleten und Trainer Auge kann eine grobe Abweichung direkt in jeder einfachen Videoaufnahme ausmachen, im Hochleistungsbereich sind harte Fakten im Detailbereich jedoch ein super Anhaltspunkt um gezielt an technischen Aspekten zu arbeiten.

Weiterführend ist für mich auch die Betrachtung der zweiten Ebene, sozusagen der Blick auf den Abwurf von hinten, interessant. Es geht um den Verkantungswinkel, welcher mir im Wert und Videobild klar deutlich macht wie der Speer später in der Luft liegen wird.

Mit der näheren Betrachtung der Thematik und Weiterentwicklung des Verständnis möchte man natürlich auch mehr über die Parameter erfahren, welche die oben genannten beeinflussen und im besten falle positiv beeinflussen. Ich halte es an dieser Stelle sehr individuell und simpel: Für mich ist die Hüftgeschwindigkeit bzw. KSP (Körperschwerpunkt) Geschwindigkeit im Moment des Setzen des Druckbeins von entscheidender Bedeutung. Genauer wird dieser Fakt im Beitrag zum Stemmen beschrieben. Und warum ist das ganze so wichtig? Sie ist es, die im Endresultat über meinen gefühlten und auch wirksamen Spannungsaufbau entscheidet. In einigen Artikeln der Kategorie Training findet ihr passende Workouts um genannte Aspekte aus der Speerwurf Biomechanik in die Praxis umzusetzen.

Der Vergleich mit anderen Speerwerfern

In den letzten Jahren und in der Entwicklung hin zum Olympiasieg in 2016 ist mir immer mehr bewusst geworden wie individuell der Speerwurf doch ist. Ein Vergleich zu anderen Athleten dient der Orientierung und kann in bestimmten Trainingsphasen motivierend wirken, jedoch ist der inhaltliche Nutzen des direkten Vergleichs in der Technikentwicklung zu hinterfragen. Für mich steht stets der Vergleich der eigenen Leistungen und Wurfparameter in der Entwicklung über Jahre oder Trainingsphasen im Vordergrund.

Ziel der Biomechanischen Tests

Die Auswahl an für mich persönlich wichtigen Parametern zeigt, dass ich nicht allen Werten und ermittelten Daten die selbe Aufmerksamkeit schenke. So wurden Winkelgeschwindigkeiten von Ellenbogen und Schulter, Gelenkwinkel in Bewegungsphasen und die Anlaufgestaltung im Bezug auf biomechanische Tests wie oben stehend erkennbar bewusst ausgelassen. Alles soll Zielführend sein und mir am Ende des Tages helfen ein besserer Speerwerfer zu werden. Bestehende Potentiale sollen ermittelt werden und Trainingsaspekte in ihrer Ausprägung überprüft werden. Zu diesem Zweck bin ich ein Freund der individuellen Aufbereitung und Vereinfachung wichtiger Aspekte.

Soll – Ist Vergleiche

Jeder Trainingsabschnitt wird von Zielen geprägt, so auch im Techniktraining. Eine professionelle Überprüfung der Technik unter Aspekten der Speerwurf Biomechanik hilft Forstschritte zu kontrollieren und Fehler aufzudecken. Für einige Aspekte des Rhythmus und der Bewegungsstruktur reicht meist ein geschultes Auge, Selbstwahrnehmung und Videoanalyse. An kritischen Punkten wie Endgeschwindigkeit oder Winkel und Treffgenauigkeit des Speeres müssen jedoch professionelle Tests der Biomechanik herangezogen werden.

Weiterentwicklung der Speerwurf Technik

Speerwurf Biomechanik und Speerwurftechnik / Thomas RöhlerÜbergeordnetes Ziel aller Speerwurf Biomechanik Maßnahmen ist ganz klar die ständige Weiterentwicklung der eigenen Technik. Als ein Puzzle Teil der Leistungsentwicklung erhoffe ich mir Einblicke und Erkenntnisse, die mir keine andere Form intensiven Trainings bieten kann. Testen ist zeitintensiv und wie bereits erwähnt muss man mit dem Trainer und Biomechaniker einen Konsens über Kernaussagen finden. Nicht wäre schlimmer als das die Testung den Athleten im Prozess der Technikentwicklung verunsichert. Denkanstöße sind jedoch gewünscht.

Smartphone und Kamera als Alternative?

Wenn kein Test im Nationalmannschaftskalender ansteht oder die Zeit knapp ist können wir trotzdem testen und analysieren. Wenn auch nicht so genau und weniger objektiv. Wie das geht? Ganz simpel mit dem Smartphone, welches meist zur Hand ist. Ein Video, ordentlich in der Seitenansicht in guter Auflösung und hoher Bildfrequenz gefilmt kann in jedem Fall viele Aspekte einer professionellen Testung auch abbilden. Um ganz ehrlich zu sein nutzen wir jenes Hilfsmittel sehr häufig und aus Erfahrung kann ich mit meinem Trainer bestätigen, dass das Gefühlte und Gesehene Ergebnis eines eingespielten Trainer und Athleten Gespann sehr sehr oft mit objektiven Messdaten übereinstimmt. Somit empfehlen wir am JenJavelin Zentrum allen jungen Athleten und Coaches bewusst mit Videos zu arbeiten, um früh das subjektive Gespür für die individuellen relevanten Parameter der Speerwurf Technik zu schulen.

 

 

  1. 27. January 2018 - Reply

    […] zu Loughborough fühlen durfte. Inhalte der Speerwurf Biomechanik wie im dazu passenden Artikel wurden gemeinsam beleuchtet. Es hat mich sehr gefreut zu sehen, wie eifrig Athleten, Eltern und […]

  2. 28. January 2018 - Reply

    […] Lust habt mehr über die spannenden biomechanischen Zusammenhänge des Werfens zu erfahren, lest hier […]

  3. 10. February 2018 - Reply

    […] Wurfparabel des Speers. Detailliert beschreibe ich die Parameter im Artikel zur Speerwurf Biomechanik. Klingt kompliziert, ist es auch. Der „Flug eines Speers“ über 85 Meter gehört darum zu den […]

  4. 25. May 2018 - Reply

    […] klar, dass Abfluggeschwindigkeit und Abflugwinkel ganz entscheidende Parameter sind. Im Artikel zur Biomechanik des Speerwurfs wird dies im Detail erklärt. Doch was macht der Block? Ein strammer, effizienter Block aus einem […]

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